27.08.2012

Harmonie #02 - Die Klaviatur

In diesem Post möchte ich dir die Klaviertastatur, die sogenannte »Klaviatur« erklären. Nicht nur Klaviere und Flügel besitzen eine Klaviatur sondern auch Orgeln, Spinette, Cembalos, Melodicas und natürlich moderne Keyboards und Synthesizer. Auch viele Akkordeons besitzen zumindest für die rechte Hand eine Klaviatur.

Weil sie sich besonders gut dazu eignet (und ich selbst halt auch Keyboarder bin), werde ich im Folgenden vieles an der Klaviertastatur veranschaulichen. Die allermeisten Dinge lassen sich auf andere Instrumente übertragen, denn Harmonie und Melodie sind nicht vom Instrument abhängig – oder zumindest nur zu einem geringen Teil.

 
Wenn wir eine Tastatur betrachten, sehen wir, dass sich das Muster aus weißen und schwarzen Tasten wiederholt. Wenn wir nur die weißen Tasten zählen, kommen wir auf  7, bis das Muster mit der 8. Taste wieder von vorn beginnt – egal, wo wir mit dem Zählen anfangen. Den einzelnen Tönen dieses Musters hat man schon vor langer Zeit Namen gegeben. Im Deutschen ist es üblich, sie wie folgt zu nennen, wenn man mit der weißen Taste vor der 2-er-Gruppe schwarzer Tasten beginnt.

C - D - E - F - G - A - H - C

Das sind die Töne der C-Dur-Tonleiter, die ausschließlich aus weißen Tasten besteht. Es fällt auf, dass die Reihe die ersten 7 Buchstaben des Alphabets darstellt – bis auf das H, wo eigentlich ein B stehen müsste. Und es fällt auch auf, dass die Reihe nicht mit A beginnt, sondern mit C.

Das Letztere ist einfach zu erklären: Unsere heutige Musik hat sich über viele hundert Jahre aus der Kirchenmusik entwickelt. Diese Kirchentonleitern sind vielfach Moll-Tonleitern (mehr zu Dur und Moll später). Die einzige natürliche Moll-Tonleiter, die nur die weißen Tasten benutzt, ist A-Moll und sie beginnt mit einem A:

A - H - C - D - E - F - G - A

Darf's ein Ton mehr sein?


Die Sache mit dem B und dem H ist komplizierter. Im Mittelalter stellte sich nämlich heraus, dass man zwischen A und C je nach Tonleiter zwei verschiedene Töne benötigt, damit es gut klingt. Das heutige H nannte man ursprünglich B und es wurde – wie damals fast alle Buchstaben – klein und eckig geschrieben. Den zusätzlichen Ton nannte man »rundes B« und schrieb es als rundlichen Buchstaben. Übrigens: Schwarze Tasten wie heute gab es damals noch nicht und man musste alle B-Töne auf dem jeweiligen Instrument je nach Musikstück entsprechend umstimmen.

Im deutschsprachigen Raum, Polen, Tschechien und den skandinavischen Ländern hat sich mit der Zeit aus dem »eckigen« B der Buchstabe H entwickelt. Das entspricht der weißen Taste zwischen A und C. Das »runde« B wurde einfach zu B. Das entspricht der heutigen schwarzen Taste zwischen A und C.

In den meisten anderen Ländern, insbesondere den englischsprachigen, ist es dagegen beim B geblieben: aus dem »eckigen« B wurde der Großbuchstabe »B« und aus dem »runden« zunächst der Kleinbuchstabe »b« – später dann »Bb«. Und so ist es auch heute noch. Das kann einigermaßen Verwirrung stiften, weil man ja nicht genau weiß, ob mit »B« das deutsche B oder das deutsche H gemeint ist. In den allermeisten Fällen kriegt man das aber schnell heraus, wenn man es einmal so und einmal so spielt: Einmal hört es sich richtig an und einmal nicht. Dann weiß man, wie es für das Stück gemeint ist.

Für dieses Blog hier werde ich die deutschsprachige Version mit »H« verwenden. Allerdings werde ich für »B« immer »Bb« schreiben, damit es nicht zu Verwechslungen kommt. Das mache nicht nur ich so, sondern auch viele andere Musiker. Die deutschen müssen sich dann nur merken, dass »Bb« das Gleiche ist wie »B« im Deutschen, und die englischen, dass »H« das Gleiche ist wie »B« im Englischen.

Die Geburt der schwarzen Tasten


Die Einführung des zusätzlichen Tons Bb zwischen A und C bewirkte schließlich die Einführung der schwarzen Tasten, so wie wir sie heute kennen. Nicht nur, dass es recht umständlich war, das Instrument je nach Musikstück umstimmen zu müssen – man stellte bald fest, dass es auch an anderen Stellen der Tonleiter sinnvoll wäre, wenn es Töne »dazwischen« gäbe. So bildete sich mit der Zeit die Klaviatur (Klaviertastaur) heraus, wie wir sie heute kennen:

Dabei haben alle schwarzen Tasten zwei Namen. Je nach musikalischem Zusammenhang kann man z.B. die schwarze Taste zwischen D und E als »etwas höher als D« auffassen oder als »etwas tiefer als E«. Deswegen heißt sie einmal »Dis« und einmal »Es« und man sagt: »D wird zu Dis erhöht« oder »E wird zu Es erniedrigt« oder vermindert. Wenn ein Ton erhöht wird, hängt man die Buchstaben »is« an den Namen. Wenn ein Ton erniedrigt wird, werden stattdessen bei D und G die Buchstaben »es« angehängt, bei E und A nur »s« und bei H heißt es im Deutschen »B«.


Wenn man sie aufschreibt, kennzeichnet man es mit einem sogenannten »Vorzeichen« oder »Versetzungszeichen«, wenn ein Ton erhöht oder erniedrigt wird. Man schreibt für Erhöhung ein »#« dazu und für Erniedrigung ein »b«. Im Notenbild schreibt man es vor die Note.

Wenn man dagegen in Buchstaben aufschreibt, steht es oft statt des »is«, »es« oder »s« direkt hinter dem Ton-Buchstaben. (Jetzt ist auch klar, warum es sinnvoll ist, das deutsche B als »Bb« aufzuschreiben.)

Vielleicht hast du dich schon gefragt, warum es zwischen E und F und zwischen H und C keine schwarzen Tasten gibt. Auf den ersten Blick ist die Antwort ganz einfach: Dort werden keine Töne »dazwischen« gebraucht. Bezüglich der Tonhöhe war der Abstand zwischen den Tönen E und F sowie H und C nämlich schon immer kleiner als der Abstand zwischen den anderen Tönen. Das liegt daran, das die Abstände aufeinander fogender Töne der meisten Tonleitern nicht alle gleich sind (und es schon damals nicht waren). Mit der Verteilung der 5 schwarzen Tasten hatten alle Tasten – die weißen und schwarzen zusammen genommen – ungefähr den gleichen Abstand.

Warum schreibe ich »hatten« und »ungefähr«? Tcha, da wird es dann ein bisschen kompliziert und es wird im nächsten Post klar, warum. Ich möchte aber schonmal vorweg nehmen, dass beispielsweise die Töne Dis und Es eben doch nicht genau das Selbe sind. Aber wie geht das, wenn sie doch auf der gleichen Taste liegen? Das haben wir neben Anderen auch Johann Sebastian Bach zu verdanken. Man ist nämlich auf die Idee gekommen, dass man die Ton-Abstände zwischen den 12 weißen und schwarzen Tasten genau gleich machen könnte.

Das war nämlich vorher nicht so. Mit der Einführung der erhöhten und erniedrigten Töne war das Problem mit dem Umstimmen nämlich wider Erwarten nicht kleiner geworden sondern noch größer. Wenn man ein Instrument auf ein bestimmte Tonart – nehmen wir mal an: C-Dur – sauber gestimmt hatte, klang es in einigen anderen Tonarten – z.B. D-Dur – grauenhaft schief.
Man konnte also nicht einfach die Tonart wechseln, ohne das Instrument vorher umstimmen zu müssen. Das ist bei einem Tasteninstrument sehr lästig – bei einer Kirchenorgel kann das sogar Tage dauern!

Man wollte dem zunächst damit Abhilfe schaffen, indem man noch mehr schwarze Tasten einführte, damit man die Töne genauer treffen konnte. Es gab dann z.B. kleinere schwarze Tasten, die an bestimmten Stellen zwischen den anderen schwarzen und weißen Tasten lagen. Oder es gab mehrere Reihen schwarzer Tasten. Leider wurden die Instrumente dadurch so kompilizert, dass sie einerseits zu teuer und andererseits kaum noch spielbar wurden.

Das brachte dann Bach und seine Zeitgenossen auf eine glorreiche Idee. Man stimmt das Instrument nicht mehr ganz sauber – oder »rein«, wie man sagt. Man verstimmt alle Töne ein kleines Bisschen – genau soweit, dass die Abstände in der Tonhöhe alle gleich sind. Damit verteilt sich der Fehler mit den schiefen Tönen auf alle 12 Töne und damit ist er kaum noch hörbar. Außerdem liegen die kleinen Fehler in jeder Tonart an der gleichen Stelle der Tonleiter – und daran kann sich unser Ohr gewöhnen.

Das war eine musikalische Revolution: Ab sofort konnten Tasteninstrumente in jeder beliebigen Tonart gespielt werden, ohne umgestimmt werden zu müssen. Sogar in ein und dem selben Stück konnten die Komponisten jetzt viel mehr verschiedene Tonarten einsetzen. Bach selbst komponierte ein Klavier-Werk und nannte es »Das wohltemperierte Klavier« (von latteinisch »temperare«: richtig bemessen). Es enthält jeweils ein Klavierstück für alle 12 Dur- und alle 12 Moll-Tonarten. Das machte Bach zum Superstar (für damalige Zeiten).

Wir bezeichnen diese Stimmung heute als »gleichstufige Stimmung«. Oft sagt man zwar auch »temperierte Stimmung«, aber es gibt auch noch andere Stimmungen, die man unter »temperiert« zusammenfasst – daher besser: gleichstufige Stimmung. Heutzutage werden die meisten Instrumente gleichstufig gestimmt – und auch nicht nur Tasteninstrumente.

Die Töne auf den schwarzen Tasten sind denen auf den weißen völlig gleichwertig. Die Ton-Abstände von einer Taste zur nächsten sind immer gleich, egal ob schwarz oder weiß. Die schwarzen Tasten unterscheiden sich von den weißen eigentlich nur durch ihre Farbe und Form.

Wenn ich in Beispielen oft von C-Dur oder A-Moll ausgehe – also Tonarten die (meist) nur die weißen Tasten benutzen –, bedeutet das nicht, dass diese Tonarten in irgendeiner Weise bevorzugt wären. Ich tue das nur, weil man bei diesen beiden Tonarten viele Zusammenhänge am besten veranschaulichen kann. Aber diese Zusammenhänge gelten für alle Tonarten gleichermaßen.

Anmerkung:

Es gibt auch Klaviaturen, wo schwarz und weiß vertauscht sind, z.B. häufig bei Spinetten und Cembalos. Das liegt daran: Tasteninstrumente wie Orgeln waren damals sehr teuer und es konnten sich nur wirklich Reiche leisten. Für die wurden dann die großen, vorderen Tasten mit weißem Elfenbein belegt und die kleineren, hinteren mit schwarzem Ebenholz. Bei preiswerteren Instrumenten, wie den damals weit verbreiteten Spinetten und Cembalos, waren die Tasten dagegen mit Holz belegt. Für die vorderen, häufiger benutzen Tasten nahm man härteres Holz, damit es nicht so schnell abnutzt. Und meist ist härteres Holz eben dunkler als weicheres. Daraus wurde später dunkelgrau für unsere »weißen« Tasten und weiß für unsere »schwarzen«.

Ich habe auch schon die Erklärung gehört, dass man einen Kontrast herstellen wollte zwischen den Noten – schwarz auf weiß – und der Tastatur – hell auf dunkel –, um einen Ausgleich fürs Auge zu schaffen. Heute weiß man allerdings, dass es ganu umgekehrt ist: Das Auge wird durch den dauernden Hell-Dunkel-Wechsel nämlich mehr belastet.

19.08.2012

Harmonie #01 - Woher kommt der Ton?

Bevor wir in die Musik einsteigen, möchte ich dir erklären, was ein Ton überhaupt ist, wie er entsteht und wie du ihn hörst. Das ist zwar ziemlich trockner Stoff, aber da Musik nunmal aus Tönen besteht, sollte man wissen, worum es geht.

Ein Ton entsteht


Wenn wir etwas hören, gibt es immer etwas, das diese Geräusche oder diese Musik erzeugt. Dieses etwas kann alles Mögliche sein - wichtig ist, dass es die Luft hin und her bewegt. Das kann z.B. eine Trommel sein. Wenn du sie schlägst, drückst du das Fell herunter und dabei ziehst du automatisch die Luft darüber auseinander. Sie muss jetzt ja mehr Platz ausfüllen als zuvor. Dadurch wird die Luft dort erstmal dünner - man sagt: der Luftdruck sinkt (Bild 1). Nachdem Du es geschlagen hast, schwingt das Trommelfell zurück. Dabei drückt es die Luft darüber wieder zusammen. Dadurch steigt der Luftdruck nun wieder (Bild 2).

Das Trommelfell schwingt nicht nur bis zu seinem Ausgangszustand zurück, sondern noch ein ganzes Stück darüber hinaus - fast so weit, wie du es zuvor durch dein Schlagen hineingedrückt hast. Dann schwingt es wieder zurück. So schwingt das Trommelfell noch eine Weile hin und her (Bild 3).

Bei jedem Mal schwingt ein bisschen weniger, bis es schließlich zum Stillstand kommt. Dabei verdichtet und verdünnt es die Luft in regelmäßigen Abständen. Im zeitlichen Verlauf sieht man, dass die Schallwelle stark beginnt - man sagt: sie hat eine hohe Amplitude. Sie wird dann immer schwächer, bis sie verklungen ist.

Schwingungen und Wellen


Diese Luftdruck-Schwankungen breiten sich um die Trommel herum im Raum aus. Das kannst du dir so ähnlich vorstellen wie sich Wellen in einem Teich ausbreiten, wenn du einen Stein hinein wirfst. Deshalb nennt man sie »Schallwellen«. Und diese Schallwellen breiten sich mit Schallgeschwindigkeit aus. Die ist je nach Material anders. Schallwellen können sich nämlich auch in Wasser oder festen Körpern ausbreiten. In Helium ist die Schallgeschwindigkeit z.B. anders als in Luft. Deshalb hört es sich auch so witzig an, wenn man Helium einatmet und dann spricht. In der Luft beträgt die Schallgeschwindigkeit ca. 340 m/s (Meter pro Sekunde), das sind immerhin über 1200 km/h (Kilometer pro Stunde).

Wir haben festgestellt, das Schall dadurch entsteht, wenn ein Gegenstand schwingt und diese Schwingung an die Luft weitergibt. Manchmal ist dieser Gegenstand aber gar nicht nötig. Bei einer Flöte z.B. wird durch das Hineinblasen die Luft in ihr direkt in Schwingung versetzt. Nun gibt es Dinge die langsam schwingen wie z.B. eine Pauke (große Trommel) und es gibt Dinge die schneller schwingen, z.B. eine Gitarrensaite. Kleine Dinge schwingen besonders schnell, wie z.B. ein Schlüssel, wenn er zu Boden fällt. Wir stellen fest: Große Dinge schwingen meist langsamer und erzeugen tiefe Töne. Kleine Dinge schwingen meist schneller und erzeugen hohe Töne.

Etwas Physik


Die Schnelligkeit, mit der etwas schwingt, nennt man die »Frequenz« und man gibt sie als Zahl mit der Einheit »Hertz«, abgekürzt »Hz« an, z.B. 440 Hz. Die Zahl gibt an, wie oft etwas pro Sekunde hin und her schwingt, hier z.B. 440 Mal. Es gibt auch noch »Kilohertz«, abgekürzt »kHz«, für 1000 Hz. Darüber hinaus gibt es auch noch »Megahertz« (MHz) für 1 Million und »Gigahertz« (GHz) für 1 Milliarde Schwingungen pro Sekunde, aber die brauchen uns hier nicht zu interessieren, weil unser Gehör nur Töne zwischen ca. 18 Hertz und 20.000 Hertz, also 18 Hz bis 20 kHz, wahrnehmen kann.

Unsere Schallwelle breitet sich, wie gesagt, mit 340 m/s aus. Wenn diese Schallwelle, mal angenommen, 20 Mal pro Sekunde hin und her schwingt (also mit 20 Hz), dann muss jede einzelne Schwingung 17 m lang sein, denn 20 Schwingungen sind ja 340 m lang. Man nennt das die »Wellenlänge«. Man rechnet einfach:

Wellenlänge = Schallgeschwindigkeit : Frequenz 
als physikalische Formel: λ = c : ƒ (λ ist der grischische Buchstabe Lambda)
z.B.: 340 m/s : 20 Hz = 17 m

(Nebenbei: Wenn du die Einheiten m/s und m betrachtest, kannst du feststellen, dass 1 Hz das Gleiche sein muss wie 1/s, damit die Gleichung stimmt - und genau das bedeutet Hz ja auch: pro Sekunde.)

Halten wir also nochmals fest:
Tiefe Töne haben eine niedrige Frequenz und eine lange Wellenlänge.
Hohe Töne haben eine hohe Frequenz und eine kurze Wellenlänge.
Schwingungen haben immer auch etwas mit Längen zu tun.
(Oft ist es so, dass ein halb so großer Gegenstand eine doppelt so hohe Frequenz hat - so z.B. bei einer Gitarrensaite, deren Länge du halbierst, wenn du sie im 12. Bund drückst.)

Die Welle im Ohr


Aber nun zurück zu unserer Schallwelle - der von der Trommel. Irgendwann erreicht sie unser Ohr. (Kannst du ausrechnen, wie lange das dauert, wenn du 1 m neben der Trommel stehst?) Und dort drückt die Schallwelle auf das Trommelfell in unserem Ohr (ja, auch das nennt man Trommelfell). Die Schallwelle überträgt nun seine Schwingungen auf unser Trommelfell. Dieses wiederum setzt einen raffinierten Knochenmechanismus in Bewegung, der aus den winzigen Knochen »Hammer«, »Amboss« und »Steigbügel« besteht. Der Steigbügel überträgt als Letzter die Schwingung auf die »Hörschnecke«.

Und dort passiert nun das Erstaunliche. Schallwellen haben nämlich eine ganz besondere Eigenschaft. Sie regen andere Dinge zum Mitzuschwingen an, wenn diese einen Ton mit der gleichen Frequenz - also der gleichen Tonhöhe - von sich geben würden, wenn man sie zum Klingen bringt. An einem Klavier ganz du das gut ausprobieren (leider nur an einem echten, aber es geht, wenn du genau hinhörst, auch mit einer Gitarre). Halte nur das rechte Pedal getreten, spiele aber keinen Ton. Nun singe laut ein oder zwei kurze, möglichst gerade Töne. Du wirst feststellen, dass deine Töne im Klavier weiter hallen.

Deine Töne haben die Saiten mit passender Tonhöhe in Schwingung versetzt und sie schwingen langsam aus, bis du das Pedal loslässt. Man nennt das »Resonanz« und man sagt: Dein Ton hat die Saiten in Resonanz versetzt. Oder: Zwei Dinge befinden sich in Resonanz zueinander.

Genau das Gleiche passiert nun in der Hörschnecke, aber es ist sehr kompliziert. (Wenn es Dich interessiert: Wikipedia ist dein Freund.) Im Prinzip kann man es aber vereinfacht so ausdrücken: In der Hörschnecke befinden sich viele tausend Haarzellen, die auf unterschiedliche Tonhöhen - also Frequenzen - ansprechen. Je nach Ton werden also verschiedene, ganz bestimmte Haarzellen in Resonanz versetzt. Diese senden dann Nervenimpulse an unser Gehirn. Und aus diesen Nervenimpulsen macht unser Gehirn dann das, was wir als Töne, Musik, Krach, Sprache und, und, und empfinden.

Der Ton entsteht im Kopf


Wie unser Gehirn das macht, ist sehr komplex und vieles versteht auch die Wissenschaft noch nicht. Es ist jedenfalls so, dass die Nerven vom Ohr im Hörzentrum des Gehirns nach Tonhöhe geordnet ankommen. Das Gehirn vergleicht zunächst die ankommenden »Daten« mit bereits bekannten Mustern. Manches blendet es aus: Das Rauschen des Windes hörst du nach einer Weile nicht mehr und erst dann wieder, wenn du dich darauf konzentrierst. Anderes »begradigt« das Gehirn sozusagen: Es passt das Gehörte bekannten Mustern an. Daten, die z.B. dem Muster »Sprache« entsprechen werden ans Sprachzentrum weitergeleitet.

Parallel dazu berechnet das Gehirn die Richtung, aus der das Gehörte kam. Das ermittelt es hauptsächlich aus den winzigen Unterschieden in der Laufzeit der Schallwelle zum linken und zum rechten Ohr. Nachdem es die Daten soweit vorbereitet hat, entscheidet dein Gehirn nun anhand desses, worauf du dich gerade konzentrierst, was es in dein Bewusstsein rückt. Manches wird nur im Unterbewusstsein verarbeitet und dringt gar nicht ins Bewusstsein vor.

Nimm einmal die Musik. Du kannst sie ganz bewusst hören. Du kannst z.B. die Melodie auswendig lernen oder sie auf einem Instrument einüben. Aber Musik spricht auch deine Gefühle an, sie kann dich traurig machen, sie kann dich aufheitern, sie kann dich mitreißen oder beruhigen. Das passiert ganz unbewusst im Gefühlszentrum deines Gehirns, dem sogenannten »Limbischen System«. Du kannst dich ja bewusst auf etwas Bestimmtes konzentrieren, z.B. das Lesen eines Buches, und gleichzeitig romantische Musik hören.

Ein noch besseres Beispiel ist ein Kinofilm. Jeder hört die Filmmusik, aber niemand ist sich dessen bewusst, was er da hört. Jeder achtet auf Bild und Sprache. Aber erst die Musik erschafft die Spannung. Sie spricht direkt die Gefühle an. Als Musiker solltest du ab und zu bei Filmen ganz bewusst auf die Musik achten. Man kann dort viel darüber lernen, mit welchen musikalischen Mitteln man welche Gefühle im Zuhörer auslösen kann.

Keyboard #03 - Voices

VOICES

Das sind die Klänge, die Dein Keyboard von sich gibt, wenn Du auf der Tastatur spielst. Die Voices haben Nummern, die auch auf dem Display angezeigt werden. Es gibt verschiedene Arten von Voices:
  • Nummer 001-183:
    Instrumente (mit denen man Melodien oder Akkorde spielen kann).
  • Nummer 184-198:
    Schlagzeug- und Percussion-Instrumente, auf jeder Taste verschiedene.
  • Nummer 199-238:
    Arpeggio-Voices. Wenn Du dort Akkorde greifst, werden sie in einzelne Töne aufgelöst (dazu ein andermal mehr).
Du kannst bis zu 3 Sounds (Voices) gleichzeitig spielen. Dabei unterscheidet man zwischen der Main-Voice, der Dual-Voice und der Split-Voice.

MAIN-VOICE (Seite 16)


Die Main-Voice ist der Grund-Sound und Du weißt sicher bereits, wie er eingestellt wird.

Main-Voice einstellen:
{VOICE}  <Voice-Nummer>

DUAL-VOICE (Seite 18 und 56)


Über die Main-Voice kannst Du zusätzlich einen zweiten Sound legen: die Dual-Voice. Zu jeder Main-Voice gibt es eine voreingestellte Dual-Voice. Aber Du kannst auch eine andere Dual-Voice auswählen.

Und so geht's:

Dual-Voice ein- und ausschalten (wird links im Display angezeigt):
(VOICE CONTROL)  [DUAL]

Eigene Dual-Voice einstellen:
(VOICE CONTROL)  [[DUAL]] "D.Voice"  <Voice-Nummer>

Beide Einstellungen wirken separat. Du kannst also eine eigene Dual-Voice einstellen, ohne dass sie bereits eingeschaltet wird, und sie dann später zum gewünschten Zeitpunkt ein- und ausschalten.

SPLIT-VOICE (Seite 18 und 56)


Außerdem kannst Du die Tastatur splitten. Das heißt, Du spielst auf der linken Hälfte einen anderen Sound als auf der rechten. Das kennst Du ja bereits von der Akkord-Automatik, wo Du auf der linken Hälfte mit einem oder zwei Fingern die Akkorde spielst. Aber Du kannst auf der linken Hälfte auch ganz normal (wie auf der rechten) spielen, nur eben mit einem anderen Sound. Zu jeder Main-Voice - die Du dann auf der rechten Hälfte spielst - gibt es eine voreingestellte Split-Voice für die linke Hälfte. Aber Du kannst auch eine eigene Split-Voice auswählen.

Und so geht's:

Split-Voice ein- und ausschalten (wird links im Display angezeigt):
(VOICE CONTROL)  [SPLIT]

Eigene Split-Voice einstellen:
(VOICE CONTROL)  [[SPLIT]] "S.Voice"  <Voice-Nummer>

Solange die Split-Voice eingeschaltet ist, müsste die Akkord-Automatik ausgeschaltet sein - so ist es jedenfalls bei meinem Keyboard. Ich weiß nicht, was passiert, wenn die Akkord-Automatik eingeschaltet ist und Du die Split-Voice ein- und wieder ausschaltest. Ist dann die Akkord-Automatik automatisch wieder aktiv? (Das kann ich auf meinem Keyboard nicht ausprobieren, weil das bei mir anders umgeschaltet wird.) Wenn nicht, müsste es eigentlich reichen, wenn Du statt Split-Voice auszuschalten, einfach die Akkord-Automatik wieder einschaltest.

Von Split-Voice zu Akkord-Automatik schalten:
{STYLE}  (STYLE CONTROL)  [ACMP ON/OFF]

SPLIT-PUNKT (Seite 63)


Du kannst auch einstellen, an welcher Stelle die Tastatur in linke und rechte Hälfte geteilt werden soll. Das betrifft nicht nur die Split-Voice sondern auch den Tastatur-Bereich für die Akkord- bzw. Begleit-Automatik. Der Split-Punkt ist die letzte Taste, die noch zur linken Tastatur-Hälfte gehört. Dabei wird die Taste als Nummer angegeben. (Es gibt ein genormtes Datenformat für den Austausch von Musik-Daten, das heißt MIDI. Dort sind die Tasten nummeriert. Das C links von der Tastaturmitte hat z.B. die Nummer 60, das C ganz links die Nummer 36 und das C ganz rechts die Nummer 96.) Es gibt ein paar besonders sinnvolle Einstellungen:


49:
Ideal, wenn Du mit der Ein-Zwei-Finger-Akkord-Automatik spielst. Dann besteht die linke Hälfte für die Automatik nur aus einer einzigen Oktave. So hast Du für die Melodie vier Oktaven Platz und spielst nicht versehentlich in den Automatik-Bereich hinein.

54:
Standard-Einstellung. Gut, wenn Du die Akkorde für die Akkord- bzw. Begleit-Automatik richtig als Akkorde greifst (und nicht im Ein-Zwei-Finger-System).

60:
Sinnvoll bei Split-Voices. Zwei Oktaven für die linke Hand und drei für die rechte.

71:
Auch bei Split-Voices, wenn du mehr Platz für die linke und weniger für die rechte brauchst. Drei Oktaven links, zwei Oktaven rechts.

Und so geht's:

Split-Punkt einstellen:
{STYLE}  (STYLE CONTROL)  [[ACMP ON/OFF]] "SplitPnt"  <Tasten-Nummer>

GRAND-PIANO (Seite 17)


Es gibt noch eine Schnell-Aufruf-Taste für den Klavier-Sound. Wenn Du die drückst, werden alle Effekte und Funktionen, wie Begleit-Automat, Dual- und Split-Voice, ausgeschaltet und Du hast auf der gesamten Tastatur den Grand-Piano-Sound (Voice 001).

Grand-Piano Schnell-Aufruf:
[PORTABLE GRAND]


Und denke daran: Du kannst Sound-Kombinationen, die Du Dir (mühevoll) eingestellt hast, als Sets speichern.

Beim nächsten Mal schreibe ich Dir was über Akkorde.

Keyboard #02 - Sets speichern

SETS SPEICHERN

REGISTRATION MEMORY (Seite 48-49)


Als erstes möchte ich Dir zeigen, wie Du Einstellungen (Sets) speichern kannst. Dann kannst Du Sounds und Einstellungen, die Dir besonders gut gefallen oder mit denen Du übst oder etwas ausprobierts speichern und jederzeit wieder abrufen.

Dabei wird alles gespeichert, was Du gerade so eingestellt hast: Main-Voice, Dual-Voice und Splitt-Voice, Tempo und Style der Begleitautomatik, Effekte, die Zuordnung der Effektregler usw., also eigentlich alles, was den Sound und die Tastatur ausmacht.

Du hast 16 Speicherplätze zur Verfügung, die in 8 BANKs zu je 2 Sets aufgeteilt sind. Manchmal möchte man in einem Stück zwischen zwei verschiedenen Sets (Einstellungen) wechseln, z.B. einem für Strophe und einem für Refrain. Dann ist es günstig, diese in der gleichen BANK zu speichern, weil Du dann mit nur einem Tastendruck zwischen den Sets umschalten kannst.

Und so geht's:

Aktuelle Einstellungen als Set speichern:
(REGIST MEMORY)  [BANK]  <Bank-Nummer>  [BANK]+[1] oder [BANK]+[2]

Set aus gleicher BANK aufrufen:
(REGIST MEMORY)  [1] oder [2]

Set aus anderer BANK aufrufen:
(REGIST MEMORY)  [BANK]  <Bank-Nummer>  [1] oder [2]

Wenn Du speicherst, werden die Einstellungen, die zuvor dort (in gleicher BANK und Set-Nummer) standen, überschrieben und damit unwiederbringlich gelöscht. Halte also gut nach, was Du wo gespeichert hast und welche Speicher noch frei sind oder gelöscht werden dürfen!

So, nun viel Spaß beim Ausprobieren! Das nächste Mal zeige ich Dir das mit den Sounds.

Keyboard #01 - Abkürzungen

Viele Tasten des Bedienfeldes sind mehrfach belegt und es kommt darauf an, wie Du sie drückst. Außerdem gibt es verschiedene Grund-Zustände (ich nenne das hier mal "Modi", Mehrzahl von "Modus"), in denen sich das Bedienfeld befinden kann. Da gibt es SONG, STYLE, DATABASE und VOICE. Du findest sie zwischen dem Datenrad und den Zifferntasten. Im Display wird rechts angezeigt, in welchem Modus Du Dich gerade befindest.

Um Dir jetzt (und in Zukunft) nicht langatmig erklären zu müssen, was Du wo wie warum machen kannst, habe ich mir ein paar Abkürzungen ausgedacht. Ich erkläre sie Dir mal. Also, ich benutze dazu verschiedene Arten von Klammern, die für uns hier unterschiedliche Bedeutungen haben.


ABKÜRZUNGEN


{...}
In geschweiften Klammern steht der Modus, in den Du schalten musst. Drücke kurz die angegebene Modus-Taste, falls Du Dich nicht bereits in diesem Modus befindest.
Beispiel: {VOICE}

(...)
Normale Klammern. Suche die angegebene Sektion auf Deinem Bedienfeld. Alle weiteren Angaben beziehen sich auf diese Sektion
Beispiel: (VOICE CONTROL)

[...]
Eine Taste, die Du kurz drücken und wieder loslassen musst, steht in eckigen Klammern.
Beispiel: [SPLIT]

[[...]] oder [[...]] "..."
Eine Taste, die Du ca. 1 Sekunde lang gedrückt halten musst und erst dann wieder loslässt, steht in doppelten, eckigen Klammern. In den meisten Fällen ändert sich etwas im Display, sobald Du lange genug gedrückt hast. Manchmal schreibe ich in Anführungszeichen dahinter, was dann dort stehen sollte.
Beispiel: [[DUAL]] oder [[DUAL]] "D.Voice"

[...]+[...]
Hier musst Du die erste Taste gedrückt halten und dann die zweite drücken. Danach kannst Du beide wieder loslassen.
Beispiel: [BANK]+[1] 

<...>
In spitzen Klammern gebe ich an, was Du dann mit dem Datenrad oder den Zifferntasten einstellen kannst. Beispiel: <Voice-Nummer>

Oft müssen mehrere Tasten hintereinander gedrückt werden. Das schreibe ich dann einfach hintereinander. Hier mal ein komplettes Beispiel: Mit der folgenden Eingabefolge schaltest Du in DUAL um und wählst einen zweiten Sound (eine Dual-Voice), die Du über den Grund-Sound (Main-Voice) legst. (Das erkläre ich Dir nächstes Mal noch genauer, also Geduld...)

(VOICE CONTROL)  [DUAL]  [[DUAL]]  "D.Voice"  <Voice-Nummer>

Das soll heißen:
1. Suche die Sektion VOICE CONTROL auf dem Bedienfeld.
2. Drücke dort dann kurz die Taste DUAL und lasse sie wieder los.
3. Drücke dann nochmals die Taste DUAL, aber halte sie mindestens 1 Sekunde lang fest, bis auf dem Display "D.Voice" erscheint.
4. Stelle mit dem Datenrad oder den Zifferntasten die Voice-Nummer ein, die Dir gefällt.


Wenn Du eine Bedienungsanleitung hast, kannst Du zusätzlich auch dort nachschlagen - ich schreibe immer dazu, wo du was dort auf welcher Seite findest. Ich hoffe, Du durchblickst meine Abkürzungen. Wenn nicht, frage mich!