03.09.2012

Keyboard #04 - Akkord-Automatik

Keyboard Akkord-Automatik

Dein Keyboard besitzt eine Akkord-Automatik. Wenn sie eingeschaltet ist, wird die Tastatur automatisch geteilt. Wenn du den Splitpunkt nicht anders eingestellt hast (sh. Keybaord #03) ist er standardmäßig auf F#2 (Taste 54) eingestellt. Du hast also links 1½  Oktaven Platz für die Automatik.

Akkord-Automatik ein- und ausschalten:
{STYLE}  (STYLE CONTROL)  [ACMP ON/OFF]

Die Akkord-Automatik kann auf verschiedene Weisen benutzt werden: mit und ohne Begleit-Automatik.

Mit Begleit-Automatik


Wenn du links eine oder mehrere Tasten drückst, erklingt eine komplette Begleitung. Da es hier aber nicht um die Begleit-Automatik geht sondern um die Akkord-Automatik, hier nur kurz die wichtigsten Funktionen der Begleit-Automatik. (Das Thema folgt in einem späteren Post.)

Begleit-Automatik ein- und ausschalten (zusätzlich Akkord-Automatik einschalten):
{STYLE}  (STYLE CONTROL)  [START/STOP]

Sync-Start ein- und ausschalten (Begleitung automatisch starten, sobald du links zu spielen beginnst):
{STYLE}  (STYLE CONTROL)  [SYNC START]

Style der Begleitung auswählen:
{STYLE} <Style>

Geschwindigkeit einstellen:
[TEMPO/TAP]  <Geschwindigkeit>
Die Geschwindigkeit wird in Schläge pro Minute (BPM - beats per minute) angegeben. Sie kann – wenn  ich es recht verstanden habe – auch eingetappt werden, das heißt: du tippst [TEMPO/TAP] ein paar Mal in der gewünschten Geschwindigkeit an.

Ohne Begleit-Automatik 


Wenn du links eine oder mehrere Tasten drückst, erklingt ein ganzer Akkord. Wenn stattdessen die Begleit-Automatik startet, schalte sie erst einmal ab (siehe oben). Das Verständnis der hier beschriebenen Akkord-Automatik ist die Grundlage für später, wenn du mit Begleit-Automatik spielst.

Die Ein-Finger Akkord-Automatik


Diese Spielweise kennst du ja bereits.
• Du drückst den Grundton des gewünschten Akkords und er erklingt in Dur.
• Wenn du gleichzeitig die nächst tiefere schwarze Taste mitdrückst, erklingt ein Moll-Akkord.
• Ein sogenannter Dominant-Sept-Akkord erklingt, wenn du gleichzeitig die nächst tiefere weiße Taste drückst.
• Du kannst schwarz und weiß auch kombinieren und erhältst einen Moll-Sept-Akkord.

Das war's auch schon. (Bei Ein-Finger-Automati ist es übrigens günstig, das C und das C# nicht ganz links am Rand zu spielen, denn dort kann man nicht einfach Moll oder Sept daraus machen.) Es gibt aber noch viel mehr Akkorde und etliche davon kannst du auch über die Akkord-Automatik deines Keyboards spielen. Du solltest dich also mit und mit umstellen und die Ein-Finger-Automatik irgendwann nicht mehr benutzen.

Akkorde


Als Akkorde bezeichnet man es, wenn mehrere Töne zusammen erklingen. Das muss nicht unbedingt gleichzeitig sein, sie können auch hintereinander erklingen. Wichtig ist, dass sie in einem Zusammenhang stehen. Eigentlich ist es auch schon ein Akkord, wenn nur zwei Töne zusammen erklingen, aber man spricht normalerweise erst ab drei Tönen von einem Akkord.

Die einfachsten und wichtigsten Akkorde sind der Dur- und Moll-Dreiklang. Beide bestehen aus drei Tönen im Abstand von zwei Terzen, z.B. C-Dur: C - E - G. Von C nach E ist es eine große Terz, von E nach G eine kleine. Anders bei Moll, z.B. A-Moll: A - C - E. Von A nach C ist es eine kleine Terz, von C nach E eine große. Außerdem gibt es noch »verminderte« Akkorde aus zwei kleinen Terzen und »übermäßige« aus zwei großen. Also:

Dur: große Terz + kleine Terz
Moll: kleine Terz + große Terz
Vermindert: kleine Terz + kleine Terz
Übermäßig: große Terz + große Terz

Den tiefsten Ton der ersten Terz nennt man »Grundton«. Bei C - E - G ist beispielsweise C der Grundton, bei A - C - E ist es A.

Und dann gibt es auch noch Vierklänge. Die entstehen, wenn man einem Dreiklang noch einen weiteren Ton hinzufügt. Du kennst wahrscheinlich schon den Dominant-Sept-Akkord, z.B. G7. Er entsteht, wenn man einem G-Dur Akkord als weiteren Ton das F hinzufügt. (Der Abstand zwischen G und F ist eine Septime, deshalb Sept-Akkord.) Es gibt übrigens viel mehr Vierklänge als Dreiklänge.

Und bei jedem dieser Drei- und Vierklänge gibt es außer der beschriebenen »Grundform« noch zwei oder mehr sogenannte »Umkehrungen«. Eine Umkehrung entsteht, wenn man den untersten Ton wegnimmt und oben wieder ansetzt. Aus C - E - G wird dann beispielsweise E - G - C. Das ist dann die 1. Umkehrung. Das kann man nochmals machen, aus E - G - C wird dann G - C - E. Das ist dann die 2. Umkehrung. Eine weitere gibt es bei einem Dreiklang nicht, denn damit kommt man wieder bei der Grundform C - E - G an. Das Umkehren ändert übrigens nichts am Grundton des Akkords. Dieser wird immer über die Grundform bestimmt.

Akkord-Automatik mit gegriffenen Akkorden


Der Unterschied zur Ein-Finger-Automatik ist, dass du nicht mehr nur den Grundton und wenn nötig eine weitere »Hilfstaste« drückst, sondern stattdessen den ganzen Akkord – also mindestens drei Tasten.

Manche Keyboards muss man von Hand entsprechend schalten, ob man mit Ein-Finger-Automatik (»Single«) oder mit gegriffenen Akkorden (»Fingered«) spielen möchte. Einen solchen Schalter habe ich in der Bedienungsanleitung deines Keyboards nicht gefunden. Daher nehme ich an, dass es von selbst merkt, ob du gerade im Ein-Finger-System oder ganze Akkorde spielst. Du kannst also so oder so spielen, ohne etwas umschalten zu müssen.

Es gibt eine ganze Menge Akkorde – mehrere 100! – ürigens auch Fünf- und Nochmehr-Klänge. Aber wir sollten uns hier auf diejenigen beschränken, die dein Keyboard versteht und spielen kann. Und das sind auch schon ziemlich viele.

Aber es gibt auch eine gute Nachricht: Wenn du mit der Akkord- oder Begleit-Automatik spielst, ist es eigentlich egal, welche Umkehrung du greifst. Die Automatik spielt trotzdem das Selbe – allerdings mit etlichen Ausnahmen: Manche Umkehrungen sind gar nicht erlaubt, weil sie von der Automatik anderen Akkorden zugeordnet werden. Auf der sicheren Seite bist du, wenn du alle Akkorde in der Grundform spielst. Das hat aber den Nachteil, dass du mit der linken Hand viel hin und her hüpfen musst. Deshalb solltest Du zumindest die wichtigsten Umkehrungen kennen, die sich oft einfacher greifen lassen. 

Aber Achtung: Das gerade Gesagte betrifft nur die Automatik. Wenn du ohne Automatik spielst, ist es unbedingt wichtig, welche Umkehrung eines Akkords du greifst!

Im Folgenden habe ich einmal aufgelistet, welche Akkorde dein Keyboard allein mit dem Grundton C bereits kennt. (Möglicherweise sind es auf deinem sogar noch mehr, ich habe das nur auf meinem Yamaha Keyboard ausprobiert). Diese Akkorde gibt es natürlich auch für die anderen 11 Grundtöne von C# bis H. Aber keine Angst! Du musst das nicht auswendig lernen, es steckt nämlich ein System dahinter.

Und hier das Ganze nochmals in Noten...

Anmerkung:
Du wirst in diesem Blog nicht allzu viele Noten sehen, denn erstens geht es hier nicht ums Notenlesen – obwohl das natürlich auch sehr wichtig ist! Zweitens ist das Meiste, was ich schreibe, unabhängig von bestimmten Tönen, es lässt sich also auf jede Tonart anwenden. Und drittens ist es für mich recht mühselig, das hier in Noten zu notieren.

C-Akkorde


Im Violinschlüssel sind in jedem Takt die Akkorde in der Grundform und in allen Umkehrungen notiert. Bei Dreiklängen gibt es nur die 1. und 2. Umkehrung, bei Vierklängen auch die 3.

Im Bassschlüssel sind die Akkorde so notiert, wie sie mit der Akkord-Automatk gegriffen werden können. Die Umkehrungen, die hier nicht angegeben sind (Pause-Zeichen), sind nicht möglich – manche gehen über den Splitpunkt F#2 der linken Tastaturhälfte hinaus, andere sind anderen Akkorden mit anderem Grundton zugeordnet.

Das da unten ist nun kein »Stück«, das du im 4/4-Takt nachspielen sollst. Suche Takt für Takt und Viertel für Viertel die im Violinschlüssel notierten Akkorde mit der rechten Hand, um festzustellen, aus welchen Tönen sie bestehen. Greife dann (bei eingeschalteter Automatik) den gleichen Akkord mit der linken Hand – nur zwei Oktaven tiefer, so wie im Bassschlüssel notiert. Beachte, dass die Vorzeichen # und b immer bis zum Ende des jeweiligen Taktes gelten. Höre genau hin, ob du die Töne der rechten Hand im Akkord der linken wiederfindest. Du kannst auch deutlich hören, wenn du links eine nicht erlaubte Umkehrung greifst.


Das System


Das System kannst du erkennen, wenn du dir die Grundformen der Akkorde in der Tabelle oben genauer anschaust.

Da gibt es zunächst immer einen Dreiklang als Basis. Das kann ein Dur- oder Moll-Dreiklang sein, aber auch andere. Man kann am Abstand der drei Töne voneinander die folgenden Formen unterscheiden. Zur Verdeutlichung gebe ich hier außer dem Namen der »Intervalle« (des Abstände), wie Terz oder Sekunde, auch den Abstand in Halbtonschritten an, wie du ihn in der Tabelle zwischen den Tönen abzählen kannst.
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• Dur-Akkord
große Terz (4 HT) + kleine Terz (3 HT) = Quint (7 HT)
Beispiel: C: C - E - G oder A: A - C# - E

• Moll-Akkord
kleine Terz (3 HT) + große Terz (4 HT) = Quint (7 HT)
Beispiel: Cm: C - Eb - G oder Am: A - C - E

• Akkord mit Sekund-Vorhalt
große Sekunde (2 HT) + Quart (5 HT) = Quint (7 HT)
Beispiel: Csus2: C - D - G oder Asus2: A - H - E

• Akkord mit Quart-Vorhalt
Quarte (7 HT) + große Sekunde (2 HT) = Quint (7 HT)
Beispiel: Csus4: C - F - G oder Asus4: A - D - E

• Verminderter Akkord
kleine Terz (3 HT) + kleine Terz (3 HT) = verminderte Quint (6 HT)
Beispiel: Cmb5: C - Eb - Gb oder Amb5: A - C - Eb oder Hmb5: H - D - F  (einziger mit nur weißen Tasten)

• Übermäßiger Akkord
große Terz (4 HT) + große Terz (4 HT) = übermäßige Quint (8 HT)
Beispiel: C+: C - E - G# oder A+: A - C# - F  (eigentlich A - C# - E#)
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Diese sechs Varianten musst du lernen, insbesondere die Abstände der Töne voneinander. Leider ergibt sich nicht von jedem Grundton aus das selbe Muster aus weißen und schwarzen Tasten. Aber das musst du sowieso lernen, wenn du auch mit der linken Hand spielen können willst.

Jetzt können wir die Dreiklänge zu Vierklängen erweitern, indem wir einen zusätzlichen Ton hinzufügen. Den Abstand dieses Tons messen wir immer vom Grundton des Dreiklangs aus. Da gibt es drei Varianten:
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• Mit zusätzlicher großer Sexte (9 HT)
geht bei: Dur, Moll und Vermindert
Beispiel: C6: C - E - G - A oder Cm6: C - Eb - G -A oder A6: A - C# - E - F# oder : C - Eb - Gb - A

• Mit zusätzlicher kleiner Septime: Sept-Akkord (10 HT)
geht bei: Dur, Moll, Quart-Vorhalt, Vermindert und Übermäßig (bei allem außer Sekund-Vorhalt)
Beispiel: C7: C - E - G - Bb oder Cm7: C - Eb - G - Bb oder A7sus4: A - D - E - G oder A7#5: A - C# - F - G

• Mit zusätzlicher großer Septime: Major-Sept-Akkord (11 HT)
geht nur bei: Dur und Moll
Beispiel: Cmaj7: C - E - G - H oder Cmmaj7: C - Eb - G - H oder Amaj7: A - C# - E - G# oder Ammaj7: A - C - E - G#

Außerdem gibt es noch eine Besonderheit:
• Dur-Sept-Akkord mit verminderter Quint
große Terz (4 HT) + große Sekunde (2 HT) + große Terz (4 HT) = kleine Septime (10 HT)
Beispiel: C7b5: C - E - Gb - Bb oder A7b5: A - C# - D# - G
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Hier das Ganze nochmals als tabellarische Übersicht



Schaue dir die Zusammenhänge auch in der C-Akkord-Tabelle an. Probiere, das System anhand von C nachzuvollziehen. Probiere auch andere Tonarten aus, z.B. A, F oder G. Die Tabelle kannst du übrigens hier als PDF-Datei downloaden: [Keyboard-04-C-Akkorde.pdf]

Tipps zum Üben


Das sind jetzt eine Menge Akkorde und wahrscheinlich ist es Neuland für dich. Ich empfehle dir, Schritt für Schritt vorzugehen und erst einmal die wichtigsten Akkorde zu lernen. Du kannst dich immer weiter voran tasten. Wenn du neue Stücke einübst, übe sie am besten direkt mit gegriffenen Akkorden.

Mache dir Notizen in deine Partitur, falls du einen Akkord in einer Umkehrung greifen musst (oder möchtest). Dafür gibt es sogar eine gängige Methode: Man schreibt mit einem Schrägstrich getrennt den tiefsten Ton dahinter, falls es nicht der Grundton sein soll. Man nennt das »Slash-Notation«. Ein Beispiel:
  • In deiner Partitur steht A7. In der Grundform wäre das A - C# - E - G.
  • Weil das in der Grundform gegriffen über den Splitpunkt hinaus geht, möchtest du die 3. Umkehrung greifen, mit dem G als tiefstem Ton, also G - A - C# - E.
  • Du ergänzt das in deiner Partitur zu A7/G.
Die Slash-Notation ist eigentlich dazu gedacht, aufschreiben zu können, wenn mit der rechten Hand ein Akkord gegriffen wird, mit der linken aber ein anderer Grundton, z.B. C/D: Rechts greife ich einen C-Dur-Akkord und links nur den Ton D (eventuell in einer Oktave gedoppelt). Wenn der Ton hinter dem Slash (Schrägstrich) bereits im Akkord vor dem Slash enthalten ist, wird damit die Umkehrung festgelegt. Ich denke, wir sollten auch Umkehrung im Akkord-Automat so aufschreiben, obwohl die Slash-Notation nicht für Automaten gedacht ist, aber so ist es eine einheitliche Form.

Wenn du die Akkorde systematisch einüben möchtest, kannst du hier noch eine PDF-Datei downloaden, in der die wichtigsten Akkorde in 10 Schritten aufgelistet sind: [Keyboard-04-Wichtige-Akkorde.pdf]